Pfadfinder-Trophäe 1978

- Teil 2 -


3. Fahrt(en): "Einige kleine und mittlere Touren"

In den folgenden Monaten unternehmen wir immer wieder kleine Wochenendtouren. Meist verbinden wir die Kontrollorte der Pfadfinder-Trophäe mit anderen touristischen Zielen oder Veranstaltungen. Es wird nie langweilig.

So besuchen die drei Kasseler mich über Pfingsten. Ich zeige ihnen Dortmund und meine Lieblingsstrecken im Sauerland. Glasbläsereien sind auch dabei, aber keine Motorradrennen.

Zwei Wochen später machen wir einen Ausflug zur Bergrennstrecke bei Rotenburg an der Fulda. Es ist ein Heidenspaß, diese extrem kurvenreiche Strecke durch den Wald hoch zu fahren! Vor allem sind es teilweise sehr gleichmäßige Kurven, die uns einem Pendel gleich hin- und herschwingen lassen. Auf der Rückfahrt erregt der Ortsname "Eiterhagen" irgendwie unsere Fantasie. Kommt da doch jemand auf die Idee, nach einer Tasse heißen Eiter zu fragen! Als die Damen langsam grün im Gesicht werden, wechseln wir besser das Thema.

Am letzten Wochenende machen wir einen Ausflug zum Steinhuder Meer. Wir verbringen dort eine Nacht im Zelt, auf einem Campingplatz. Es ist das erste Mal, dass ich zelte, und ich glaube, es wird sicherlich das letzte Mal sein! Niemals zuvor habe ich so gefroren. Dass ich in einem Schlafsack liege, den ich für 20 Mark in einem Supermarkt gekauft habe, kann doch wohl nicht allein der Grund dafür sein! (Anm. 2004: Am übernächsten Tag hörte ich, dass es die kälteste Nacht der letzten hundert Jahre war.) Die Wertungspunkte auf der Rückfahrt, in Wunstorf und Hannover, trösten mich nur wenig; ich freue mich auf die nächste Nacht in meinem warmen Bett!

Auch unser nächster Ausflug, den wir zur Feier meines Geburtstages ins Sauerland machen, findet in Regen und Kälte statt. Ein paar Punkte und dann abhaken und feiern!

Zwei weitere Touren führen uns noch ins Hochsauerland. Das Wetter bessert sich jetzt langsam. Das wird aber auch Zeit, die Semesterferien beginnen und nach meinem Job als Schulhausmeistervertreter will ich wieder Alpen sehen!

4. Fahrt: "Nauders, ich komme!"

Am 24.8. geht's endlich los. Wie im letzten Jahr ist mein Ziel wieder Nauders, der zentrale Ausgangspunkt vieler schöner Alpenfahrten. Leider muss ich wieder allein fahren, da die anderen arbeiten müssen. Ich tröste mich damit, dass ich als Nichtraucher mit verstärktem Sitzfleisch dann wieder einen guten Schnitt fahren kann. Unterweg suche ich den Ort Zotzenbach für ein Wertungsfoto. Er ist nur schwer zu finden, und ich verliere recht viel Zeit. Hockenheim und Kirrlach dagegen sind sehr einfach zu finden. Jedoch entdecke ich in Kirrlach, dass ich in Hockenheim die Kamera nicht gespannt habe. Schade um die Wertungspunkte!

Ab Freiburg verlasse ich die Autobahn. Jetzt beginnt das richtige Motorradfahren! Nein, ich heize nicht durch die Kurven, ich genieße sie einfach und ich genieße jeden Kilometer Landschaft! Wegweiser nach Oberhallau und Frauenfeld überzeugen mich, zu Gunsten weiterer Wertungsfotos für die Wertungsgruppe "Rennorte" noch einen Umweg zu fahren. In der Schweiz wird mir dann langsam die Uhrzeit bewusst. Ich sollte jetzt keine weiteren Glasbläsereien mehr aufsuchen, ich habe noch viele Kilometer Alpenstraßen vor mir und nur noch wenige Stunden, bis die Küche schließt! Nun denn, so müssen dann einige Tropfen mehr Benzin durch die Vergaser fließen. Mit deutlich höherer Geschwindigkeit als üblich fahre ich über den Flüelapass und durch das Inntal. Glaubt nicht, das würde mir jetzt keinen Spaß machen! Besonders meine Lieblingskurven zwischen Hochfinstermünz und Nauders bilden das I-Tüpfelchen der Fahrt. Der erste Preis für mein Rennen: eine herrliche Dusche, ein reichhaltiges, gutes Essen und ein paar Bier!

5. Fahrt: "Tiroler Glas!"

Die nächste Fahrt, um Wertungspunkte zu sammeln, mache ich am 4.9.. Nicht dass jemand auf die Idee komme, ich sei jetzt eineinhalb Wochen in den Alpen, ohne mein Motorrad bewegt zu haben! Nein, ich habe schon sehr schöne Touren durchs Engadin und durch Südtirol gemacht. Ich habe nur keine Adressen von Glasbläsereien in diesen Gegenden. Vielleicht muss ich im nächsten Jahr meine Vorbereitung verbessern. Aber das macht eigentlich auch gar nichts, das ist ja das Schöne an der Pfadfinder-Trophäe: kein Stress, wenn man nicht will, nur Spaß. Heute treibt mich der Spaß ins Inntal, wo ich Glasbläsereien in Kramsach und in Rattenberg aufsuche und fotografiere. Eine Glasbläserei in Rattenberg finde ich sofort, weil ich hier schon vor ein paar Jahren meinen Lieblings-Cognacschwenker kaufte.

Nach dem Pfadfinden für Punkte suche ich noch ein paar weitere Pfade, auf denen ich mir einfach die landschaftlichen Schönheiten anschauen kann.

6. Fahrt: "Urlaubsende!"

Eine Woche später muss ich wieder zurück nach Dortmund. Wer kann sich schon Monate langen Urlaub leisten? Wie immer zögere ich das Unvermeidliche, die Autobahn, möglichst lange hinaus. Bis kurz vor Augsburg bleibe ich auf Land- und Bundesstraßen. Alles andere wäre bei dem schönen Wetter auch Sünde! Unterwegs finde ich durch Zufall sogar einen Wegweiser nach "Stötten am Auerberg", das ich Zuhause auf der Landkarte nie fand. Das sind zusätzliche 11 Punkte bei den Rennorten!

Noch ein weiteres Mal kommt der Zufall zur Hilfe, indem er mir den Weg nach Kirchheim/Teck zeigt. Zuhause hielt ich den Zusatz "Teck" immer für eine Abkürzung für Tecklenburg; kein Wunder, dass ich den Ort dort nicht fand - nochmal 10 Punkte mehr!

Danach geht es endgültig Richtung Heimat. Zwischen Karlsruhe und Darmstadt verändert sich das Wetter zum Schlechten. Immer dichter werden die Wolken, bis sich endlich der Regen durchsetzt, und zwar immer dichter.

Vor Siegen, ca. 100 Kilometer vor der Heimat, verliert der Motor an Leistung. Ein Symptom, das mir aus alten Zeiten nicht unbekannt ist. Ich fahre zwecks Fehlersuche auf einen Parkplatz. Ich vermute Zündungsprobleme. Richtig, ein Kerzenstecker will nicht mehr. Ich überrede ihn mit einem kräftigen Spritzer Kontaktspray, die restlichen 100 Kilometer durchzuhalten. Anscheinend hat meine Honda auch jetzt Sehnsucht zur heimischen Garage, denn es funktioniert. Ich schaffe es ohne Probleme bis nach Dortmund. Am nächsten Tag ist der Kerzenstecker endgültig kaputt und muss ausgewechselt werden.

7. Fahrt: "Zugabe!"

Auf der Rückfahrt von der IFMA in Köln machen Karl-Heinz und ich noch ein Wertungsfoto von einer Glasbläserei in Hagen. Dann ist Schluss für dieses Jahr. Oder nicht???

Nein! Am 1.10. steht der Kilometerzähler kurz vor 50.000. Das sollte doch korrekt gefeiert werden! Ich starte noch einen kleinen Ausflug zu Glasbläsereien in Lünen und in Kamen. Es reicht für zwei weitere Wertungspunkte und für den Kilometer Nr. 50.000!

Fazit und Ergebnis:

Mein großes Ziel, einen Pokal zu gewinnen, habe ich wieder nicht erreicht. Ob es gereicht hätte, wenn ich mich auf eine Wertungsgruppe konzentriert hätte, bezweifele ich. Immerhin habe ich in beiden Gruppen über 100 Punkte und damit habe ich immerhin ein kleines Teilziel geschafft!

Rennorte, 131 Punkte, Platz 12
Glasbläsereien, 107 Punkte, Platz 16

Damit kann ich mich auch im nächsten Jahr wieder auf der Siegerehrung in Adnet sehen lassen. (Hätte ich aber auch mit dem letzten Platz machen können!)

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